Die Theorie zur "Selbstbegegnung mit Hilfe des Anliegensatzes" als ein eigenes psychotherapeutisches Interventionsverfahren beinhaltet Erkenntnisse und Ergebnisse aus der Bindungs- und Traumaforschung, der Pränatalpsychologie, den Neurowissenschaften und der identitätsorientierten Psychotraumatherapie/-theorie (IoPT).
Wir Menschen leben vom Moment der Zeugung an in einem Geflecht von Beziehungen, die bis zu vier Generationen zurückreichen können. Von diesem Moment an speichert das Körpergedächtnis des ungeborenen Kindes vorgeburtliche Erfahrungen. Es werden sowohl positive wie auch negative Erfahrungen gespeichert. Diese prägen nachhaltig unsere späteren Bindungs- und Beziehungserfahrungen und haben somit einen enormen Einfluss auf unsere Gesundheit. Sie können die Entfaltung unserer Individualität bedrohen und sogar unmöglich machen.
Haben wir positive Erfahrungen gemacht, können wir auch gesunde Beziehungen leben und bleiben gesund. Einer gesunden ICH-Entwicklung steht nichts im Wege! Haben wir negative Erfahrungen gesammelt, dann wirken sich diese destruktiv auf unsere Beziehungen und unsere psychische wie körperliche Gesundheit aus. Unsere gesunde "ICH"-Entwicklung ist von da an gefährdet.
Viele wissenschaftlichen Untersuchungen auf dem Gebiet der Psychotraumatologie und Pränatalpsychologie haben ergeben, dass häufig die Ursachen späteren Erkrankungen und Beziehungsprobleme in dieser frühen Zeit zu suchen sind. (Dr. Gabor Mate, Vom Mythos des Normalen 2023). In dieser hochsensiblen Phase unserer Entwicklung laufen im Gehirn des ungeborenen Kindes Reifungs- und Strukturierungsprozesse ab. Diese Prozesse werden nachhaltig durch psychische und physische Belastungen der Mutter/ des Vaters beeinflusst. Vor allem traumatische Ereignisse vor und während der Schwangerschaft der Mutter verunmöglichen den Aufbau einer gesunden Bindungsbeziehung auf beiden Seiten und legen den Grundstein für spätere "Krankheiten“.
Bruce Lipton, ein Zellbiologe aus den USA beschreibt uns Eltern als "Genetiker", weil wir durch unsere unbewusst abgespeicherten frühen Erfahrungen einen enormen Einfluss auf die Entwicklung zahlreicher hirnphysiologischer Prozesse unserer Kinder, sowohl positiv wie negativ haben. Unsere Gene können sich unter dem Einfluss von Erfahrungen verändern.
Später, wenn wir Beziehungsprobleme haben, wenn wir zum Arzt oder Psychiater gehen, weil wir krank sind, also eine "Krankheit" haben, sind es genau diese traumatischen (unbewussten) Erlebnisse, die ihren Ausdruck in unseren "Beziehungen" oder einer "Krankheit" finden. Vieles ist noch nicht einmal unser eigen Erlebtes, wir haben es sozusagen auf dem Weg der Bindung "weitervererbt" bekommen.
Nun können Sie sich fragen, was habe ich da alles mitbekommen und wieder "weitervererbt". Was hat mich traumatisiert und wie wirkt sich das bei mir aus?
Da diese Prozesse alle unbewusst ablaufen und sich später in zahlreichen körperlichen Symptomen und "Beziehungsschwierigkeiten" wiederfinden ist es notwendig dort hinzuschauen, wo alles seinen Anfang genommen hat...